Roman Rosdolsky

Roman Rosdolsky um 1960 in den USA
Ehefrau Emily Rosdolsky im Gespräch mit Fritz Keller

Roman Rosdolsky (ukrainisch Роман Осипович Роздольський Roman Ossypowytsch Rosdolskyj, wiss. Transliteration Roman Osipovič Rozdolʹsʹkij; polnisch Roman Rózdolski; russisch Роман Осипович Роздольский; * 19. Juli 1898 in Lemberg, Österreich-Ungarn; † 20. Oktober 1967 in Detroit), Doktor der Politikwissenschaft (Dr. rer. pol.),[1] war ein altösterreichischer Sozialhistoriker, marxistischer Ökonom und politischer Aktivist ukrainischer Volkszugehörigkeit. Obwohl er in der Nachkriegszeit nie Mitglied einer politischen Organisation war, gilt Rosdolsky auf Grund seiner politischen Nähe zu Leo Trotzki und der Linken Opposition als einflussreicher Vertreter des Trotzkismus. Er selbst bezeichnete sich als Marxist. Rosdolsky schrieb auch unter den Pseudonymen Roman Prokopovycz, P.Suk. Tenet sowie W.S.

Sein Hauptwerk Zur Entstehungsgeschichte des Marxschen Kapitals hatte in den 1970er Jahren starken Einfluss auf die neomarxistische Debatte und galt innerhalb der neuen Linken als Einführung in die Kritik der politischen Ökonomie von Karl Marx.[2] Bereits kurz nach Erscheinen wurde es zu einem Standardwerk der Marxforschung. Außerdem erlangte Rosdolsky Bekanntheit durch seine Kritik an den Positionen der marxistischen Klassiker zum Nationalitätenproblem, die er in seinem Werk Friedrich Engels und das Problem der geschichtslosen Völker.[3] formulierte. Es handelt sich hierbei um eine überarbeitete Fassung seiner Doktorarbeit von 1929, Das Problem der geschichtslosen Völker bei K. Marx und Fr. Engels.[1]

Rosdolsky war in seiner Jugend sozialistischer Revolutionär in Galizien. In der Zwischenkriegszeit lebte er in Wien im Exil, wo er in der Kommunistischen Partei Österreichs aktiv war. 1934 musste er als bekannter linker Wissenschaftler vor dem Austrofaschismus ins mittlerweile polnische Lemberg fliehen, wo er eine trotzkistische Gruppe anführte. Er war ferner im Widerstand gegen den Nationalsozialismus aktiv, weshalb er 1942 für drei Jahre inhaftiert wurde. Er war Häftling in den Konzentrationslagern Auschwitz, Ravensbrück und Oranienburg. 1947 floh er gemeinsam mit seiner Frau Emily und ihrem gemeinsamen Sohn Hans (1943–2013) vor den Stalinisten aus Österreich in die USA. Dort war Roman Rosdolsky bis zu seinem Tod als Privatgelehrter und Privatlehrer tätig.

  1. a b Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. 3 Bände, K. G. Saur Verlag, München 1980–1983. Hier: Band 1, 1980: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben. S. 158 f. (Als Faksimile im WBIS einsehbar.)
  2. Michael Heinrich: Kommentierte Literaturliste zur Kritik der politischen Ökonomie. In: Elmar Altvater u. a.: Kapital.doc, Münster 1999. (Online-Version (Memento vom 5. Juni 2008 im Internet Archive); überprüft am: 4. März 2008)
  3. Andy Clarkson: Review: Engels and the ‚Nonhistoric‘ Peoples. In: Revolutionary History. 3, Nr. 2, Herbst 1990 (Online-Version; abgerufen am 28. August 2015)

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